Karstädt liegt im Landkreis Prignitz, im Nordwesten Brandenburgs. Zur Gemeinde gehören viele Dörfer und Ortsteile mit insgesamt rund 6000 Einwohnern. Der Hauptort hat einen Autobahnanschluss und liegt an der Überland-Gasleitung. Deshalb will der Shell-Konzern hier eine industrielle Bio-Methangas-Anlage bauen. Bis zu 600.000 Tonnen Material sollen im Jahr vergoren werden: Gülle, Mist, Grünschnitt, Stroh und andere landwirtschaftliche Reststoffe. Das gewonnene Methangas soll dann in Köln-Godorf in Treibstoff für LKW umgewandelt werden (Bio-LNG).
Das hört sich doch gut an. Oder? Was kann man dagegen haben? Viel!
Wir halten das Vorhaben für ökologisch fragwürdig und sehen in dieser Mega-Anlage mehr Risiken als Nutzen für die Umwelt und für unsere Gemeinde. Im Shell-Konzern sehen wir außerdem keinen guten Partner für die Energiewende. Unter „Argumente“ und „Fragen und Antworten“ finden sich ausführliche Informationen zu den vielen verschiedenen Kritikpunkten, die wir haben.
Dazu gehört auch die Kritik am undemokratischen Vorgehen von Verantwortlichen in unserer Gemeinde. Der Aufstellungsbeschluss für das Planungsverfahren wurde gefasst ohne Erörterung des Vorhabens im Bauausschuss und ohne Vorstellung und Beratung im zuständigen Ortsbeirat. Noch heute wundern wir uns über das ungewöhnliche Vorgehen und die Eile, mit der diese weitreichende Entscheidung damals getroffen wurde. Das war im Dezember 2021. Danach ist über ein Jahr vergangen, bis Shell im Februar 2023 einen Planungsentwurf vorlegte, zu dem es dann erstmals eine öffentliche Informationsveranstaltung gab. Seitdem sind die Proteste nicht mehr abgerissen.
2.091 Karstädter haben im September 2023 mit ihrer Unterschrift gefordert, den Aufstellungsbeschluss zurückzunehmen. Eine so deutliche Bekundung des Bürgerwillens hat es außerhalb von Wahlen in Karstädt noch nicht gegeben. Die Deutsche Umwelthilfe hat zur Überreichung der Unterschriften eine Grußbotschaft geschickt und uns im Kampf gegen die geplante Anlage gestärkt. Ein großer Teil der CDU-Fraktion und die gesamte AFD-Fraktion haben sich über das starke Bürgervotum hinweggesetzt und mit 9:8 für die Fortführung des Bauleitverfahrens gestimmt.
Ein Jahr später gab es nun endlich die lange von uns geforderte Bürgerbefragung am 22.09.24 mit dem Ergebnis:
Zweidrittel der Karstädter lehnen den Bau der Shell / Nature Energy Anlage ab.
Unsere Botschaft an Politik und Verwaltung: Lasst euch nicht von den Interessen eines Großkonzerns bestimmen. Macht eine kommunale Wärme- und Energieplanung. Sucht Investoren, die dazu passen. Wir brauchen die Energie aus Gülle und Mist für die Versorgung hier in der Kommune und in der Region!