In diesem Beitrag sind einige ins Deutsche übersetzte Artikel verlinkt
In Kvaers / Dänemark steht der gleiche Typ Bio-Methangas-Anlage, den Shell in Karstädt bauen will. Deshalb interessieren uns die dortigen Erfahrungen sehr. Nachdem wir von unserer Reise nach Kvaers zurück waren, haben wir im Internet nach Artikeln über die Anlage in den regionalen Medien gesucht und viele gefunden. Wir erfuhren von falschen Versprechungen, Baubeginn ohne Genehmigung, Substratbeschaffung von weit her und über die Forderung nach Entschädigung wegen Lärm- und Gestankbelästigungen. Auf Lärm und Gestank wollen wir uns hier in diesem Beitrag konzentrieren. Zur Erinnerung:
Im November 2022 kaufte der Shell-Konzern den weltweit größten Bio-Methangas-Produzenten Nature Energy auf. Die meisten Anlagen von Nature Energy stehen in Dänemark. Das Land stellt seine Fernwärme auf Bio-Methangas (manchmal heißt es auch Bio-Erdgas) um. Deswegen gibt es viele solcher riesigen Industrie-Anlagen, nicht nur von Nature Energy.
Die Anlage in Kvaers ist gegen großen Protest gebaut worden und auch in anderen Orten, in denen neue Anlagen geplant werden, gibt es zunehmend Proteste. Auf einer ersten Bürgerversammlung in Kvaers 2019 wurde den Anwohnern versichert, es würde nur kurz in der Anfangszeit riechen. Die Zuständige für den Umweltbericht versicherte: „Der Grenzwert für Biogasanlagen liegt bei 5 bis 10 Geruchseinheiten. Ein Wald hat 50, Gülle auf dem Feld 100, ein Schweinestall 1.000 bis 3.000 Einheiten“ so der Nordschleswiger, die Zeitung der Deutschsprachigen Minderheit. Ende 2022 wurde die Anlage in Betrieb genommen. Ab Januar 2023 finden wir mehrere Artikel über Gestank- und Lärmbelästigungen. Hier exemplarisch ein Artikel in der Regionalzeitung Jydse Vestkysten.
Im Mai letzten Jahres stinkt es immer noch und es erschien ein langer Artikel über die Entschädigungsforderungen von Anwohnern der Anlage in Kvaers. In Dänemark gibt es ein Gesetz, das Anwohnern von Anlagen für Erneuerbare Energie (Solar und Wind) Entschädigung für den Wertverlust ihrer Häuser garantiert. Biogasanlagen fallen nicht darunter, weil sie als
Industrieanlagen gelten. In dem Artikel wird ein Anwohner zitiert mit den Worten: „Wir denken, wir haben alles. Es gibt den Anblick, und es gibt Geruch und Lärm von der Anlage und dem Verkehr. Es kommt auf die Windrichtung an, und ich wohne in einer wirklich unglücklichen Lage, was die in Dänemark vorherrschende Windrichtung aus Südwesten angeht.“ Interessant ist in dem Artikel auch, dass der Betriebsleiter der Anlage sagt, eine ganz geruchsfreie Anlage könne es nicht geben, und Verständnis für die Anwohner zeigt. Aber er verspricht, dass die Probleme abnehmen werden.
Im Januar 2024 stinkt es aber auch immer noch – unseren Gesprächen nach zu urteilen, scheint es sogar häufiger geworden zu sein. In diesen zwei Artikeln im Anzeigenblatt Graasten Avis und der Regionalzeitung Jütländische Westküste kommen einige sehr wütende Anwohner zu Wort. Sie beschweren sich darüber, dass Vertreter der Kommune ihnen vor dem Bau zugesichert hätten, es würde nicht stinken. Das war vor 5 Jahren. Heute bekommen sie gesagt, sie müssten damit leben, das sei ihr Beitrag zur Energiewende. Auch die Lärmbelästigung kommt zur Sprache.
Wer sich allgemein über die Technik der Anlage in Kvaers informieren will, kann das hier tun. Der Betriebsleiter erklärt die Anlage bei einem Presstermin. Von Lärm und Gestank ist natürlich nicht die Rede.